„Netto-Null-Emission – Die Sicherheit unserer Energieversorgung“ ist das Oberthema unseres diesjährigen House of Energy Kongresses. Am 30. Juni wurden in unserem zweiten Online-Forum die wirtschaftlichen Faktoren beleuchtet.
Die letzten beiden Jahre mussten wir auf digitale Formate ausweichen und auch in diesem Jahr wollten wir diesen Weg wählen. Für eine Großveranstaltung erschien uns die Voraussetzungen noch zu unsicher. Insoweit bleibt zu hoffen, dass 2023 wieder auf die bewährte Kooperation mit der Messe Frankfurt zurückgegriffen und eine Präsenzveranstaltung im Kontext einer der Leitmessen in Frankfurt durchgeführt werden kann.
Christian Engers, ein Mitarbeiter aus dem Projektebereich des House of Energy eröffnete das zweite Online-Forum und begrüßte die rund 20 Teilnehmer:Innen. Im Folgenden finden Sie inhaltliche Einblicke in die drei Vorträge:
Transformationsberatung in der Energiewirtschaft
| Simon Fahrenholz, PwC- PricewaterhouseCoopers
Energiewirtschaftliches Zieldreieck KOSTEN – VERSORGUNGSSICHERHEIT – ÖKOLOGIE
KOSTEN
- Ausgangssituation: Stark steigende Energiepreise übersetzen sich in die Realwirtschaft
- Demgegenüber steht der Eingriff des Staates in den Markt durch unterschiedliche Hilfsprogramme und Stützungsmaßnahmen, privat wie industrielle
VERSORGUNGSSICHERHEIT
- Zurzeit sollen Gasspeicher so gut wie möglich gefüllt werden, um im Winter ausreichend zur Verfügung zu stehen, falls von Russland kein Gas mehr kommt
- Alternative Versorgungsquellen werden in diesem Winter noch nicht zu einer vollständigen Unabhängigkeit von russischem Gas führen können
ÖKOLOGIE
- Um die Versorgungssicherheit für den Winter zu gewährleisten, werden mögliche Laufzeitverlängerungen von Atomkraftwerken oder eine intensivere Nutzung von Kohle diskutiert. Dies führt zu einer Vernachlässigung der dritten Ecke des Zieldreiecks.
FAZIT
- Im Bereich der Produktionsindustrie zeigt sich, dass die hohen Energiepreise und damit auch letztlich die Folgewirkungen des Krieges, keinen Hinderungsgrund für eine Diversifizierung des Energieerzeugungsportfolios in Richtung erneuerbare Energien darstellen sollten, sondern im Gegenteil ein Katalysator sind
- Teilautarke Versorgungskonzepte gewinnen für Industrieunternehmen an Attraktivität (steigende Energiekosten beeinflussen den Return on Invest und wirken sich auf die Wettbewerbsfähigkeit aus)
- Auf der einen Seite gibt es dramatische Preisanstiege, die auch die gesamtwirtschaftliche Inflation massiv treiben. Auf der anderen Seite müssten nun Genehmigungen vereinfacht werden und ein attraktiver Förderrahmen geschaffen werden, um stärker und schneller auf erneuerbare Energien setzen zu können und somit einen gewissen Grad an Teilautarkie zu erlangen.
Strategie für den Klimaschutz Umweltaspekte am Flughafen
| Andreas Eibensteiner, Fraport AG
„Die Fraport AG als Betreiber des Flughafens Frankfurt hat sich zum Ziel gesetzt im Jahr 2045 kein CO2 mehr zu emittieren.“
- FitFor55-Paket der europäischen Kommission bedeutet steigende Belastung für die europäische Luftfahrt
- 10% der am Flughafen FRA entstehenden Emissionen sind durch Fraport adressierbar und zu beeinflussen
- Reduktionsfelder für CO2-Emission:
- Energiebedarf reduzieren
- Austausch Altanlagen (Heizen, Kühlen, Lüften), sonstige energetische Sanierung von Gebäuden und Anlagen
- Gebäudesimulation und Anpassung von Betriebsparametern
- Umstellung auf LED
- Optimierung der Bodenprozesse
- Energieträger wechseln
- Laufendes Programm zur sukzessiven Umstellung des Fuhrparks auf alternative Antriebe – bis 2030 weitere 800-900 Fahrzeuge elektrifizieren oder mit Brennstoffzellen betreiben
- Nutzung emissionsfreier Energie
- Energieerzeugung von Solarstrom am Standort
- Bezug von Strom aus Offshore-Windkraft über ein Power Purchase Agreement (PPA)
- Optimale Nutzung gegebener Versorgungsstrukturen durch Digitalisierung und Speicher
- Energiebedarf reduzieren
Ein Unternehmen im Einklang zwischen Ökonomie, Ökologie und Sozialem
| Annika Roth, Blechwarenfabrik Limburg
„Wir haben uns frühzeitig mit dem Thema Energieeffizienz beschäftigt und sind damit heute für eine kommende Energiekrise besser aufgestellt.“
- 2014 wurde die Blechwarenfabrik in Limburg komplett neu gedacht und es wurde ein neuer Standort aufgebaut
- Gebäude wird als große Maschine betrachtet mit optimierten Material- und Energieflüssen sowie zunehmender Digitalisierung
- Fahrerlose Transportsysteme
- Entsorgung im Prozess integriert zum Recycling von Produktionsabfällen
- Kontinuierlicher Materialfluss
- Strom: Automatisierung der Beleuchtung, Monitoring sämtlicher Verbräuche
- Gas: Anschaffung einer effizienteren Lackieranlage, Umstellung von Gasöfen auf Induktionsöfen
- Druckluft: Automatisierung der Abschaltung der Druckluftstränge, Monitoring der Verbräuche
- Erneuerbare Energien: Installation einer 750 kwp PV Anlage im Eigenverbrauch
- Abwärmenutzung, um das Gebäude zu kühlen und zu heizen
- 2020: Deutscher Umweltpreis
- Verbindung von Ökonomie, Ökologie und Sozialem hat sich für die Blechwarenfabrik in Limburg gelohnt und sie zukunftsfähig gemacht, insbesondere vor dem Hintergrund steigender Energiekosten
Im Anschluss der drei Impulse war es den Teilnehmer möglich, Fragen an die Referenten zu stellen und Anregungen beziehungsweise Ausführungen zu diskutieren. Diese Gelegenheit wurde rege genutzt.
Wenn Sie als Leser Fragen oder eine Rückmeldung zu den Online-Foren haben, kontaktieren Sie uns gerne. Wir freuen uns immer darauf, unser Netzwerk zu vergrößern.
Vielen Dank für Ihr Interesse am Online-Forum 2. Hier ein Überblick über die Veranstaltungen der Kongress-Reihe:
05. Mai 2022 Auftaktveranstaltung: Die internationale Perspektive
01. Juni 2022 Online-Forum 1: Die Voraussetzungen und Rahmenbedingungen.
21. Juli 2022 Online-Forum 3: Die Technologien Teil 1
08. September 2022 Online-Forum 4: Die Technologien. Teil 2