Fraunhofer IEE-Neubau: Innovative Energieversorgung unter der Lupe

Das Konsortium des Forschungsprojektes zum Neubau des Fraunhofer IEE (Entwicklung und Bewertung innovativer Energieversorgungssysteme) veranstaltete zum Projektabschluss einen Anwendertag mit dem Titel „Innovative Energieversorgung unter der Lupe“.

Rund 40 Teilnehmende kamen dafür in den Neubau des Fraunhofer IEE, um zu erfahren, welche Ergebnisse bei der Auswertung der Gebäudetechnik erzielt wurden und was man daraus lernen kann. Der Institutsleiter des Fraunhofer IEE, Dr. Reinhard Mackensen begrüßte die Gäste und ordnete das Thema der Veranstaltung in den Gesamtkontext der Energiewende ein. Daran knüpfte Dr. Michael Krause, ebenfalls Fraunhofer IEE, an und führte in die Veranstaltung ein, indem er vom architektonischen Entwurf, über den Bauablauf, das Monitoring-Projekt und die Ziele des Forschungsprojektes kurz vorgestellt hat.

Anschließend präsentierte Martin Jost von der Ingenieurgesellschaft enco, wie die Technik des Gebäudes geplant wurde und wie sie funktioniert. Er gab einen Einblick in das Energie- und Anlagenkonzept und schilderte den Prozess der Projektanalyse. Es wurde eine Vielzahl von Anforderungen, wie zum Beispiel Behaglichkeit oder Speichertechnologien definiert. Im Vorfeld wurden verschiedene Systeme untersucht. Die Ergebnisse waren unter anderem eine Eisspeicherlösung, ein Gründach, ein dezentrales Lüftungskonzept, sowie intelligente Gebäudeleittechnik. Herr Jost stellte das Energiekonzept für Winter sowie Sommer vor und erläuterte den Betrieb der Eisspeicher-Wärmepumpe. Außerdem ging er auf die Bürokonditionierung ein, die das Kühlen und Heizen der Büroflächen einschließt.

Dr. David Nestle, vom Projektpartner Smartrplace stellte das Regelungskonzept und die Raumautomation vor und ging auf die Sicht der Nutzer:innen ein: Heizen, Kühlen sowie Beleuchtung und Verschattung spielen dabei eine Rolle. Das Gebäudeautomationssystem von Smartrplace basiert auf der Software OGEMA vom Fraunhofer IEE und ermöglicht eine Zusammenführung verschiedener Gebäudeleittechnik-Systeme, wodurch ein Monitoring sowie eine bedarfsgerechte Steuerung aller angebundenen Systemkomponenten ermöglicht wird. Er betonte, dass sich mit Hilfe von smart Roomcontrol bis zu 30 % Energie einsparen lässt und verglich das Gebäude mit einem digitalen Ökosystem.

Leon Schellhase, von der Universität Kassel, erläuterte, wo und was im Gebäude gemessen wird. Er präsentierte anhand von verschiedenen Beispielen und Grafiken die messtechnische Bewertung der Energieeffizienz. Aber auch der Komfort an den Arbeitsplätzen wurde über eine Umfrage ermittelt: „Im Sommer ist die Temperatur optimal, im Winter allerdings zu kalt“ sagte der Großteil der Mitarbeitenden. Das Monitoring sei extrem wichtig für die Energieeffizienz, so dass damit Fehlfunktionen aufgedeckt und behoben werden konnten. In seinem Ausblick erwähnte er, dass bei einem solchen Energiekonzept die Abwärme eine zentrale Rolle einnimmt und zukünftig weitere Energiequellen oder Speichertechnologien genutzt werden könnten, um damit einen CO2-neutralen Betrieb des Gebäudes sicherzustellen.

Vor der Mittagspause wurde in zwei Gruppen eine geführte Besichtigung des Gebäudes unternommen. Nach der Theorie bekamen die Teilnehmenden nun die innovative Energieversorgung und Anlagentechnik zu Gesicht und erfuhren wie in den Büroräumen und Laboren gearbeitet wird.

Nach einer Stärkung durch den Mittagsimbiss ging es nachmittags mit Best Practice der Energieversorgung weiter. Siemens, Viessmann und LTG stellten vor, welche weiteren innovativen Technologien in Nichtwohngebäuden erprobt sind.

Dr. Sebastian Thiem von Siemens hielt im zweiten Block den ersten Vortrag über Energy Flexibility Services. Er sagte, es gebe immer mehr, was als Flexibilität gehandelt werde und sie ist in verschiedensten Anlagen gegeben. Wie zum Beispiel in einem Batteriespeicher, um möglichst viel Strom durch Photovoltaik zur Verfügung zu haben. Zudem gibt es verschiedene Erlösströme, mit denen man einen Wert durch Flexibilität heben kann. Er setzte Flexibilität und Erlöse in ein Verhältnis zueinander und stellte dar, dass SIEMENS seinen Kunden durch Energiemanagement hilft, Energiekosten zu reduzieren und CO2 Emissionen zu minimieren. Des Weiteren ging Dr. Thiem auf die Forecast-Optimierung mit Hilfe eines digitalen Zwillings ein und zeigte interessante Beispiele.

Rainer Schmalenberg von VIESSMANN hielt einen Vortrag über Eis-Energiespeicher für Sole/Wasser-Wärmepumpen. Er erläuterte das Grundprinzip des Eisspeichers, der nur in Kombination mit einer Wärmepumpe funktioniert. Eine wesentlicher Technologievorsprung von VIESSMANN sei hierbei, dass das Eisspeichersystem von VIESSMANN durch kontrollierte Vereisung belastungsfrei und betriebssicher bleibe. Anhand vieler Beispiele wurde gezeigt, wie mit Eis geheizt und gekühlt werden kann.

Der abschließende Vortrag von Ralph Wagner, LTG Air Tech Systems, handelte von dezentralen Lüftungstechnologien und präsentierte Beispiele für Klimatisierungssysteme. Es wurde auf die Komponenten der dezentralen Lüftung eingegangen und ihre Funktionsweise am Beispiel des Fraunhofer IEE dargestellt. Wirtschaftlich sei es hoch interessant dezentral zu lüften, da durch die geringen Strömungswiderstände weniger Stromkosten anfallen. Die innovativen Lüftungskonzepte von LTG ermöglichen eine direkte Umsetzung von Bedarfslüftung, dezentraler Versorgung von Innenzonen, Hybridlüftung und Nacht/Querlüftung.

Das Projektkonsortium bedankt sich bei allen Teilnehmenden und Referenten der Veranstaltung und wird in Kürze eine Ergebnisbroschüre zum Monitoring-Projekt veröffentlichen.

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