Cluster-Kooperationen unterstützen den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft

Die Energiewende- und Wasserstoffcluster mehrerer Bundesländer trafen sich auf Initiative des House of Energy am Rande der E-world am 24. Mai 2023 in Essen, um sich auszutauschen und gemeinsam den bundesweiten Entwicklungen zu stellen. Dabei ging es um den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft und den Aufbau einer überregionalen Wasserstoff-Infrastruktur.

Die Runde der Energiewende- und Wasserstoff-Cluster erörterte, wie ein guter Austausch und eine gute Zusammenarbeit zwischen den Clustern sinnstiftend den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft unterstützen können und kam zu folgenden Ergebnissen: Anknüpfungspunkte sind das gemeinsame Ziel, die notwendige Infrastruktur für ein Wasserstoff-Verteilnetz möglichst rasch zu errichten, aber auch die Herausforderung, dass es sich um eine komplexe Aufgabenstellung handelt, die keine Ländergrenzen kennt und für die transdisziplinär Akteure und Wissen zu bündeln sind. Trends und Faktoren, die den H2-Hochlauf begünstigen bzw. erschweren, technologisch wie politisch, können im Clusterverbund leichter identifiziert werden. Es lässt sich mehr Aufmerksamkeit für kritische Fragestellungen und Schwungmasse für Umsetzungsprojekte Im Kreis von Verbündeten herstellen.

Beim Erfahrungsaustausch auf Clusterebene lässt sich voneinander und miteinander lernen, sowohl anhand von Best Practice-Beispielen als auch anhand der Betrachtung auftretender Herausforderungen und der Diskussion darüber, wie diese erfolgreich angegangen und Lösungswege optimiert werden können. In Regionen mit Bundesländergrenzen könnten Annahmen für Wasserstoffbedarfe und Erzeugungspotenziale abgeglichen werden.

Umsetzungsprojekte können durch eine Cluster-Zusammenarbeit gestärkt werden, auch mit Blick auf Förderung und Genehmigung. Auf Basis von Clusterkooperationen lassen sich Akteure für gemeinsame Projekte zusammenbringen und Verbindlichkeiten schaffen.

Chancen und Herausforderungen des Hochlaufs der Wasserstoffwirtschaft

Intensiv setzte sich die Runde mit den Chancen und Herausforderungen des Hochlaufs der Wasserstoffwirtschaft auseinander. Dr. Klaus Altfeld von evety GmbH teilte seine Erfahrungen aus der Konzeption und Begleitung konkreter Wasserstoffprojekten. Eine Herausforderung besteht darin, dass aktuell noch 80 % der in Deutschland verbrauchten Endenergie in Form von Molekülen bereitgestellt wird, die fossilen Ursprungs sind und im Wesentlichen importiert werden. Der Bedarf an Wasserstoff wird hierzulande steigen, weil die Unternehmen ihre Klimaziele erreichen müssen. Deutschland – klassisches Energieimportland – hat sich zum Ziel gesetzt, einen möglichst großen Anteil an grünem Wasserstoff selbst zu produzieren. Dazu sind Elektrolyseure zu errichten und der dafür benötigte Strom aus erneuerbaren Quellen bereitzustellen. Nicht zuletzt müssen Energie-Einsparpotenziale gehoben werden. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die Inlandsproduktion von Wasserstoff sind die Herstellungskosten je Kilowattstunde klimaneutralen Wasserstoffs, auch im internationalen Wettbewerb. In der Diskussion zeigte sich, dass die Rahmenbedingungen dafür in Deutschland – verglichen mit anderen Ländern aus Übersee – weniger gut sind und die Wasserstoffproduktion in anderen Ländern in entscheidendem Maße weniger teuer ist. Auch die Fördermechanismen in anderen Staaten sind attraktiver. Ein Schlüssel der US-amerikanischen Förderung besteht in einer OPEX-Förderung von 3 $ pro kg klimaneutral hergestelltem Wasserstoff für den Anlagenbetrieb, geregelt im Inflation Reduction Act (IRA). Derzeit noch benötigen die USA ihren Wasserstoff für den Hochlauf der Transformation ihrer eigenen Wirtschaft, doch perspektivisch dürften sie sich zu einem Exportland für Wasserstoff-Derivate entwickeln. Elektrolyseure könnten in nächster Zukunft einen Flaschenhals bilden, wenn die auf dem Markt verfügbaren Anlagen vorwiegend in diejenigen Länder gehen, in denen es gute Bedingungen für eine Wasserstoffproduktion gibt.

Weitere Informationen zum Aufbau der Wasserstoffinfrastruktur in den USA finden Sie in den ASPEKTEN No. 9

Lösungsansätze für den Aufbau einer bundesländer-übergreifenden Wasserstoffinfrastruktur

Ein Cluster berichtete aus der eigenen Praxis und teilte seine Erkenntnisse zu methodischen Lösungsansätzen für den Aufbau einer bundesländer-übergreifenden Wasserstoffinfrastruktur. Michael Bächler von der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH (MRN GmbH) teilte Erfahrungen aus H2Rivers, einem Demonstrationsprojekt zum Aufbau der Wasserstoffwirtschaft in der Rhein-Neckar-Region und im mittleren Neckarraum. Entlang der Rhein-Neckar-Flussachse wird ein bundesländer-übergreifendes Wasserstoff-Ökosystem mit Projektpartnern aller Wertschöpfungsstufen etabliert, wobei der Schwerpunkt auf Mobilitätsanwendungen liegt. Ergänzend haben sich im Rahmen der RH2INE-Initiative Umsetzungspartner von Baden-Württemberg bis in die Niederlande zusammengeschlossen.

Diese Woche wird das erste Wasserstoff-betriebene Binnenschiff den Betrieb aufnehmen. Dies wurde dadurch erleichtert, dass bereits bestehende Infrastrukturen genutzt wurden und die notwendige Unterstützung durch politische Akteure gegeben ist. Bundesländerübergreifende Kooperationen sind unumgänglich. Die Akteure sind am Austausch untereinander interessiert. Dies kann als Nährboden für weitere Projekte dienen. MRN GmbH hat jüngst eine Fachgruppe ins Leben gerufen, um den Austausch und die Kooperation zwischen den Akteuren der Region zu stärken und die und Vielzahl an Projekten besser zu koordinieren. Am 26. April wurde der „Bund der Wasserstoffregionen“ auf der HyLand Symposium gegründet, der die 55 HyLand-Regionen zusammenführt. Ziel ist, Belange von Kommunen auf Bundesebene zu heben und regionale Wasserstoffkonzepte aufzugreifen. Um politische Unterstützung zu erreichen, ist es wichtig, das Wissen der Akteure um Herausforderungen und Notwendigkeiten transparent zu machen. Hierzu haben MRN GmbH und House of Energy e.V. gemeinsam einen Workshop mit Industrieunternehmen durchgeführt und die Ergebnisse veröffentlicht.

Anregungen zum Aufbau der Wasserstoff-Infrastruktur in der Drei-Länder-Region (RP/NW/H) finden Sie in den ASPEKTEN No.  7

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