Beim 2. Energiemanagertag in Kassel diskutierten Energiemanager über Wasserstoff als Voraussetzung der Energiewende/H2-Strategie der EU/House of Energy. Fazit: Wasserstoff ist notwendiges und zentrales Element eines nachhaltigen, multimodalen und integrierten Energiekonzepts.
Die Europäische Kommission arbeitet derzeit an der rechtlichen Grundlage für eine künftige Wasserstoffinfrastruktur. Die Fernleitungsnetzbetreiber haben bereits visionäre Wasserstoffnetze erarbeitet, die aus umgestellten Erdgasleitungen bestehen und Produzenten, Speicher sowie Verbraucher verbinden. Darüber hat Thilo von der Grün von der ENTSOG, dem Europäischen Verband der Fernleitungsnetzbetreiber mit Sitz in Brüssel, auf dem 2. Energiemanagertag in Kassel berichtet. Der Verband habe sich im „2050 Roadmap Action Plan“ zu einem „intensiven Dialog“ auf EU-Ebene mit der Industrie sowie den Betreibern von Strom- und Gasnetzen verpflichtet, heißt es in Brüssel. Die ENTSOG beteilige sich an der Europäischen Allianz für sauberen Wasserstoff. Diese habe die EU als Teil ihrer H2-Strategie ins Leben gerufen. Es gehe um Fragen nach künftigen Gasnetzen, einem gemeinsamen Netzentwicklungsplan sowie nach Gasqualitäten und Zertifikaten.
Der Energiemanagertag ist die größte Fachveranstaltung für die relativ junge Zielgruppe der Energiemanager (Energiemanagementbeauftragten) in Deutschland, die mit der Einführung einer Industrienorm seit 2011 entstanden ist. Peter Otto, Mitbegründer der Initiative e42 (Engineers for the 2 degrees target) und Geschäftsführer der Postberg+Co. GmbH, hat den Kongress 2019 etabliert.
Blauer oder türkiser Wasserstoff als Übergangslösung zum grünen Wasserstoff
Vor etwa 100 Energiemanagern aus ganz Deutschland, die am 2. Kasseler Energiemanagertag präsentisch und virtuell teilnahmen, warb Prof. Dr.-Ing. Peter Birkner, Geschäftsführer des Hessischen House of Energy in Kassel, für den Einsatz von Wasserstoff im Dienst der Energiewende. Es gehe im Kern um die Reduktion des globalen CO2-Ausstoßes. Elektrische Energie, Wasserstoff aber auch Energieeffizienz und Suffizienz sind für Peter Birkner entscheidende Lösungselemente. Die Transformation des Energiesystems sei tiefgreifend. Sie erfordere viel Kapital und benötige Zeit. Genau diese aber sei nicht vorhanden. „Die ,folgenfreie‘ Aufnahmefähigkeit der Atmosphäre für Treibhausgase ist nahezu erschöpft. Es ist daher entscheidend auch in kurzfristig wirkenden Übergangslösungen – wie beispielsweise türkisem oder blauem Wasserstoff – zu denken. Eine perfekte Lösung – wie grüner Wasserstoff – die zu spät kommt, hilft weder uns, noch dem Klima.“
Multitalent Wasserstoff als zentrales Element
Auf die Frage, ob Wasserstoff die ideale Lösung zur Speicherung von Energie sei, antwortete Peter Birkner, die Energiewende benötige Flexibilitäten und Speicher zur Stabilisierung der volatil und intermittierend verfügbaren erneuerbaren Energien. Die Erzeugung von Wasserstoff durch Elektrolyse biete Flexibilitätsoptionen. Wasserstoff sei speicherbar und könne – unter deutlichen Verlusten – zur Stromerzeugung herangezogen werden. Dennoch werden im Energiesystem der Zukunft auch andere Optionen mit anderen Charakteristika benötigt wie Batterien, Wärmespeicher und Pumpspeicherkraftwerke. „Allerdings findet Wasserstoff als Multitalent auch in den Bereichen Mobilität, Wärme, Chemie und Stahlerzeugung Anwendung“, sagte Peter Birkner: „Wasserstoff ist nicht die einzige Speicherlösung, aber er ist ein notwendiges und zentrales Element eines nachhaltigen, multimodalen und integrierten Energiekonzepts.“